Mykonos

Donnerstag, 30. Mai
Via Fourni und Ikaria erreiche ich abends Mykonos. Das ist jetzt wieder eine ganz andere Welt. Die Kykladen unterscheiden sich doch ziemlich vom Dodekanes, aber auch untereinander gibts grosse Unterschiede. Schon nur die Nachbarinseln von Mykonos, Naxos, Paros und Tinos könnten unterschiedlicher nicht sein. Naxos die Ursprüngliche, Paros die Athener-Insel und Tinos die religiöse Insel. Mykonos ist ja bekanntlich die Partyinsel. Wenn du willst, kannst du Party bis um 5Uhr machen. Nein danke, ich nicht. Ich komme also an und will mein Gepäck im Untergeschoss des Schiffes holen. Also die Treppen immer bis zuunterst gehen. Ja denkste: ich lande natürlich im Maschinenraum! Also hier habe ich wirklich nichts verloren. Gut dann nehme ich halt das obere Parkdeck. Ah, da gibts noch eine Treppe: Staff only! Hilfe, wo geht’s denn hier raus? Zum Glück finde ich die Autorampe, die vom oberen Parkdeck zur Ausfahrt führt, also schnell runter da, das Tor öffnet sich schon. Puh, alles gut gegangen. Viele Leute stehen schon zum Einsteigen Richtung Piräus bereit. Und wo bitte ist Alexandros, der mich vom Hafen abholt? Ah, da drüben winkt einer, das ist er. Wir kennen uns schon seit vier Jahren und ich mag die Brüder von der Villa Margarita sehr gerne. Ich bekomme ein kleines Häuschen für mich alleine und nach dem Verschönerungsverein geht’s ab in die Chora. Hey, so viele Leute und eine aufgebrezelter als die andere. Da sehe ich ja ganz schäbig aus! Nachdem ich das Ticket für die morgige Fähre nach Naxos gekauft habe und Manolis erinnert habe, dass ich wirklich komme, versuche ich mein Lieblingsrestaurant zu finden. Das ist immer spannend, weil die Gassen der Chora so verzweigt sind, dass man sich leicht verlaufen kann. Aha, hier ist die Scandinavia-Bar, also jetzt immer links halten. Äh, wo bin ich jetzt? Doch wieder rechts? Aha, gefunden! Ich lasse es mir bei Pilzen und Lammsouvlaki und zwei Glas Rotwein gut gehen. Zum Schluss gibts noch einen Schnaps offeriert vom Haus. Hoppla, ich habe einen Schwipps! Ich muss mich sehr konzentrieren um noch gerade zu gehen. Zum Glück muss ich noch 15min zu Fuss zurück gehen und dann noch die Stufen den Hügel hoch. Noch schnell bei Nikos vorbei schauen und das Frühstück für morgen bestellen und dann ab in die Heia!
Freitag, 31. Mai
Nach einer durchkämpften Nach gegen die Mücken und einer Tonne Anti-Brumm bekomme ich mein Frühstück direkt auf den Balkon serviert. Ich packe noch meine Sachen vom Koffer in den Rucksack um, denn für drei Tage brauche ich nicht viel und da ich eh wieder in die Villa Margarita zurückkomme lasse ich meinen Koffer hier. Vormittags schlendere ich durch die Gassen der Chora. Es sind gerade zwei Kreuzfahrtschiffe angekommen und durch die engen Gassen ist fast kein Durchkommen mehr. So was habe ich noch nie erlebt. Langsam wird’s mir echt zuviel und heiss ist es zudem. Bereits 29 Grad. Ich kaufe spontan ein Leinentop und behalte es auch gleich an. Puh, jetzt geht’s besser. Neben dem Laden befindet sich meine Lieblingsbar auf Mykonos. Direkt am Meer gelegen und mit Preisen wie in der Schweiz. Aber ich möchte trotzdem hin. Wahrscheinlich werde ich eh keinen Platz kriegen, bei diesen Touri-Stömen. Aber ich habe doch tatsächlich Glück. Der beste Platz, etwas über dem Geschehen gelegen, ist frei. Der gehört mir! Ich geniesse es, die Leute zu beobachten und am meisten Spass macht es mir, die Männer zu beobachten, wie sie den halbnackten Frauen hinterherstarren! Mund zu, es zieht! Nachmittags bringt mich Nikos zum Hafen und während der Fahrt erzähle ich ihm von den vielen Touris. Er schüttelt den Kopf und meint, ich solle mal durch die Chora gehen, wenn fünf oder sechs Schiffe da seien. Um diese Jahreszeit geht er nicht mehr in die Chora und er fragt sich immer wieder, wie viele Leute diese Insel aushalten kann bis alles zusammenbricht. Gesamthaft waren letztes Jahr 33Mio Touris in Griechenland, vorletztes Jahr 28Mio, für diese Jahr werden 35-36Mio erwartet. Diesen Anstieg merke ich auch. Waren es vor acht Jahren nur zwei Boote täglich die Mykonos und Naxos verbunden haben, sind es in diesem Jahr schon sieben. Dazu gibt es keinen Kommentar. Am Hafen muss ich noch etwas Geduld haben. Mein Schiff hat eine Stunde Verspätung, aber dann geht’s los!
Montag, 3. Juni
Ich komme pünktlich in Mykonos an und Alexandros holt mich vom Hafen ab. Während wir noch auf weitere Gäste warten, diskutieren wir über die Situation in Griechenland. Alexandros erzählt mir von vielen Freunden, die entweder keinen Job haben oder schon ausgewandert sind. Er und Nikos haben Glück. Die Eltern haben frühzeitig erkannt, dass auf Mykonos der Tourismus immer wichtiger wurde und haben auf einem Grundstück des Grossvaters ihre Studios gebaut und eingerichtet. Die Lage hier ist ja auch perfekt. Sie wollen die Studios extra schlicht halten um auch Gästen, die nicht die hochpreisigen Luxus-Hotels, die momentan wie Pilze aus dem Boden spriessen, bezahlen wollen, eine schöne Unterkunft zu bieten. Da bin ich natürlich extrem froh darüber, da ich in Griechenland sowieso immer für zwei Personen bezahle, weil sich der Preis immer nach dem Zimmer richtet und Einzelzimmer sehr rar sind und wenn dann furchtbar gelegen sind. Ich bekomme diese Mal ein Maisonette-Zimmer mit Blick aufs Meer. Was für ein Luxus zum Schluss meiner Reise. Abends mag ich gar nicht in die Chora gehen. Es hat mir zu viele Leute und nach der Ruhe in Naxos ist es mir nur recht, dass es ausserhalb eine Souvlaki-Bude gibt. Bei Gyros und Bier schaue ich einem Polizisten zu, der verzweifelt versucht den Verkehr zu regeln. Ganz schönes Durcheinander hier, aber irgendwie funktioniert es. 
Dienstag, 4. Juni
Ich miete mir heute wieder einen Scooter und ich bin so was von froh habe ich in Patmos schon mal geübt. Wahnsinn dieser Verkehr und jeder möchte natürlich der erste und der schnellste sein, der über den Kreisel fährt. Mir gefällts überhaupt nicht und ich hoffe, dass es ausserhalb der Chora besser wird. Zuerst muss ich tanken und ich reihe mich hinter den vielen Scooter ein, die auch tanken wollen. Ächz, ist das mühsam. Bis zum Flughafen bleibt es mühsam, dann aber schlagartig keine Autos mehr. Wie angenehm. Ich finde sogar den Weg nach Ano Mera, einem Dorf im Inselinnern. Zuerst geht’s aber über eine ziemlich holprige Strasse bergauf und bergab. Mein Scooter muss ganz schön schnaufen. Ja, tut mir ja Leid, die Gyros-Portion ist gestern etwas grösser ausgefallen, weil ich nach dem Geschwanke auf dem Schiff doch so einen grossen Hunger hatte. Ich komme in Ano Mera an und will den Schlüssel aus dem Zündschloss ziehen, aber das geht nicht. He, was soll das jetzt? Neben mir hält ein Pärchen aus der Schweiz an. Könnt ihr mir vielleicht helfen? Aha, einfach den Schlüssel reindrücken und dann nach links drehen. Vielen herzlichen Dank. Ich schaue mir das Dörfchen an und auch das Kloster, das ich gar nicht so schlimm finde. Die Kirche ist nicht ganz so dunkel wie an anderen Orten. Dann studiere ich die Mykonos-Karte und überlege, wo ich als nächstes hin möchte. Ganz in den Norden wäre nicht schlecht. Ein älterer Grieche spricht mich an und erklärt mir, wo die schönsten Orte der Insel seinen. Geh ja nicht an die Strände im Süden, die sind furchtbar. Ja, ich weiss, ich war auch schon dort. Er empfiehlt mir Agios Sostis, ganz im Norden. Ich fahre dann also mal wieder los. Da ich mich jetzt auf einer der Hauptstrassen befinde, hat’s schon wieder so viel Verkehr. Ich zweige rechts ab und hoffe, dass es besser wird. Na ja, geht so. Dann komme ich in Agios Sostis an. Schön ist es hier und wirklich nicht so viele Leute. Obwohl, an den Strand mag ich nicht. Ich muss immer noch etwas zu meinem Sonnenbrand schauen. Ich setze mich bei der Kapelle Agios Sostis unter einen Tamarisken und lese. Der Ausblick auf die Bucht ist von hier einfach wunderschön. Jetzt muss ich einfach nur noch zurückfahren und den Vermieter wieder finden, dann ist alles in Butter. Ich schlängle mich also wieder durch den Verkehr und bin froh, dass ich den Vermieter auf Anhieb finde. Zurück in der Villa Margarita geht das Packen nun los. Ich packe mal zuerst alles aus und dann wieder alles ein und überprüfe mit der Handwaage wie viel wohl mein Koffer jetzt wiegt. Alles im grünen Bereich, 27kg. Da habe ich ja noch 2kg Spatzig. Abends muss ich dann wohl oder übel doch noch in die Chora. Zum einen will ich noch mal im Fato a Mano essen und ein Bändeli muss ja noch her. Beides wird erledigt! Und jetzt raus hier aus dem Tumult und ab nach Hause. Morgen muss ich schliesslich früh aufstehen.
Mittwoch, 5. Juni 
Jetzt ist er also da! Mein Abschiedstag. Ich habe noch nicht ganz realisiert, dass ich heute nach Hause fliege. Es ist eigentlich fast so als ob ich auf eine andere Insel wechseln würde. Wenn ich könnte würde ich jetzt wahrscheinlich nach Tinos gehen. Aber eben, Nikos nimmt leider nicht den Weg zum Hafen sondern direkt zum Flughafen. Bussi links, Bussis rechts, eine lange Umarmung und dann muss ich mich auch schon in die lange Schlange am Check-In einreihen. Hey, mein Koffer hat nur 26,5kg. Zum Glück nicht zu schwer. Da viele Flieger etwa gleichzeitig abfliegen, kommt es an der Siko zum Stau. Dann gibts auch noch Italiener, die Vorrang haben, weil ihre Maschine schon am Boarden ist. Dann ist mein Flugi dran. Ich habe Glück und sitze weit vorne. Da kommt die Flugbegleiterin und fragt mich, ob ich mich nicht umsetzen würde, weil die Frau neben mir Rückenschmerzen hätte und alle drei Sitze bräuchte, damit sie liegen kann. Ok, wohin? Gleich der Platz auf der anderen Seite des Gangs. Ok, kein Problem. Sitze jetzt wie in der Business, der mittlere Platz ist frei. Die ältere Dame kommt und bedankt sich bei mir. Und schwatzt nun fast die ganze Zeit. Sie ist Amerikanerin, lebt in der Schweiz und sie erzählt mir ihre ganze Lebensgeschichte. Ich muss mich wahnsinnig konzentrieren, weil sie nur englisch spricht und noch so leise, dass ich es kaum verstehe. Und dann gibt der Pilot Gas und es heisst für mich endgültig HOPP OFF GREECE! Etwas wackelig heute der Flug. Über Griechenland türmen sich schon die Gewitterwolken. Leider bin ich ein Flugschisshase und mag das Geholpere überhaupt nicht. Nichts von Hunger, im Gegensatz zum Schifffahren kann ich im Flieger nichts essen. Dann wirds zum aber wieder ruhiger. Die Dame muss sich zum Glück hinlegen, dann kann ich in Ruhe mein Computerspiel spielen, das mich so schön ablenkt. Kurz vor der Landung gibts dann noch mal ein paar Turbulenzen, aber dann sind wir auch schon in Genf. Ich bin froh, wieder auf dem Boden zu sein. Ich helfe der alten Dame noch ein bisschen, organisiere ein Zugsticket und helfe ihr das richtige Gleis zu finden und verabschiede mich dann. Erst jetzt merke ich, dass ich ziemlich k.o. bin und Hunger und Durst habe. Wasser, Baguette und Fruchtsalat sind schnell gekauft und schon hieve ich meinen Koffer in den Zug und los geht’s nach Hause. Zum Glück ist es hier genau so schön warm wie in Griechenland, das erleichtert mir das Heimkommen ein bisschen. Zu Hause erwartet mich eine Überraschung. Thilo hat Ballone aufgeblasen, im Gang verteilt und ich bekomme einen grossen Strauss Rosen. Ach, was für ein Mann! Und dann... ja dann bin ich wieder zu Hause. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, die mich auf meiner Reise begleitet haben und die sich immer wieder via Facebook, Mail und WhatsApp bei mir gemeldet haben. Es hat mir grossen Spass gemacht für euch zu schreiben und von euch zu hören. In diesem Sinne: Σας ευχαριστώ πάρα πολύ και τα λέμε στην Ελβετία ή στην Ελλάδα. Σας εύχομαι υγεία, ευτυχία και ευχαρίστηση. Γεια σας και αντίο σας.