Karpathos

Mittwoch, 1. Mai
So, jetzt bin ich da. Michalis holt mich vom Hafen ab. Er ist ein lustiger, älterer Herr, der gerne Sprüche klopft. Warte nur, das kann ich auch! Ursula, meine Schwester, die ich morgen vom Flughafen abholen werde, und ich haben ein umgebautes Wohnhaus, das wir als erste dieses Jahr bewohnen und das noch etwas gelüftet werden muss. Wir haben sogar einen Whirlpool! Ich sehe uns schon hier drin sitzen und einen Prosecco schlürfen. Knurr! Huch, mein Bauch meldet sich zu Wort. Habe ausser einem Stück Brot heute noch nichts gegessen. Ich packe meine Badesachen ein und mache mich auf den Weg zum Strand. Dort wird’s wohl eine Snack-Bar geben. He, aber wo bitte ist der Strand? Ich habe so viele Leute beobachtet, die die Strasse vor unserem Haus hinunter gegangen sind. Ah, die wohnen im Hotel, denn Strand gibts hier keinen, nur Felsklippen. Wohl oder übel gehe ich die Strasse wieder hoch und auf der anderen Seite des Hügels wieder herunter und die Stadt. Der Strand ist hier wirklich nicht berauschend und zu essen gibts auch nichts! Wenigstens einen grossen Supermarkt. Und was liegt da in der Bäckereiabteilung unter einer Wärmeglocke? Eine Spanakopita! Endlich! Ich lasse mir ein Stück zum Znacht einpacken und kaufe ein Bier dazu. Beim Heimgehen entdecke ich ein kleines Restaurant und gönne mir dort einen griechischen Salat (lasst doch mal den grusigen grünen Salat weg!) mit Pouletbrust und Pommes. Die Pommes sind super, die Brust wohl schon von einem älteren Semester. Abends regnet es zum dritten Mal seit ich in Griechenland bin, schnell wird es in der Wohnung kälter und ich verziehe mich in meinen Schlafsack und ins Bett. Ich kann tatsächlichen noch einen Film anschauen, das WLAN funktioniert wieder!
Donnerstag, 2. Mai
Heute habe ich so allerhand zu tun. Mittags hole ich das Mietauto ab. Da frau natürlich wieder mal auf den Preis geschaut hat, liegt die Vermietung etwas ausserhalb und ich laufe schon mal eine halbe Stunde, bis ich dort bin. Dann laufe ich auch noch daran vorbei und finde das Büro erst im zweiten Anlauf! Aber ein tolles, kleines Auto bekomme ich dafür. Anschliessend geht’s zum Einkauf in den Supermarkt. Jogurt möchte Ursula zum Frühstück. Welchen nehme ich denn da? Und wo sind die Servietten, der Prosecco und der Tee? Nach über einer halben Stunde habe ich es endlich geschafft, das Nötigste einzukaufen. Dann geht’s zurück nach Hause. Oh je, wo geht’s jetzt schon wieder lang? So viele Einbahnstrassen, wer hat jetzt da Vortritt? Zum Glück sind die Griechen sehr rücksichtsvoll und lassen mir per Handzeichen den Vortritt. Ich fahre ungefähr in die Richtung, in der wir wohnen und finde einen Schleichweg. Jupii, jetzt muss ich nicht mehr durch die Stadt fahren, wenn ich Richtung Strand will. Am Strand ist nicht viel los, ich lese, döse und geniesse das Leben. Hoppla, schon so spät? Jetzt muss ich aber pressieren, damit ich noch rechtzeitig zum Flughafen komme und mein Schwesterherz abholen kann. Am Flughafen gehen alle Leute, die jemanden abholen, direkt durch die Schiebetür zum Gepäckband um die Personen zu treffen. Was die können, kann ich auch! Das finde ich sehr lustig, in der Schweiz wäre ich sicher schon verhaftet worden. Da ist Ursula ja schon! Gemeinsam warten wir auf den Koffer, fahren dann heim um gleich darauf zu Fuss in die Stadt essen zu gehen!
Freitag, 3. Mai
Wir frühstücken auf der sonnigen Terrasse unter einem Zitronenbaum. Unsere Mietkatze besucht uns und beobachtet uns mit Argusaugen, ob nicht wohl doch etwas für sie abfällt. Anschliessend fahren wir mit unserem Panda an die Westküste. Unterwegs kaufen wir im Supermarkt Wasser und tatsächlich finde ich im Schnapsregal einen rosa Gin! Ich liebe rosa Gin Tonic. Habe ich bei Karin und Clemens zum ersten Mal getrunken und seitdem gibts für mich keinen anderen Gin mehr! In Menetes, einem Dorf das weit oben auf einem Felsen thront, machen wir einen kurzen Halt und schauen uns ein bisschen um. Es gibt nichts wirklich spannendes zu sehen. Dann geht’s weiter nach Arkasa. Wir trinken im Ortscafe einen Cappuccino bzw. einen Café Frappé und schauen uns anschliessend die Mosaike rund um eine kleine Kapelle an. Leider wurden diese Mosaike ausgehoben und nach Rhodos ins archäologische Museum gebracht. Hier sieht man nur noch die Überreste, über die schon das Gras wächst. Dann wollen wir uns noch die Überreste der Stadt Arkasia auf der Halbinsel Paleokastro anschauen. Wir wandern zuerst alles dem Meer entlang, wie es im Reiseführer beschrieben wurde. Plötzlich geht der Weg nicht mehr weiter. Wir klettern zwar noch über einige Felsen drüber, aber da kann es kaum lang gehen. Wir drehen um und als wir schon fast wieder am Auto sind, entdeckt Ursula den richtigen Weg. Im Reiseführer steht etwas von schweisstreibender Kletterei bis zum Gipfel. Na ja, von Klettern kann hier keine Rede sein. Auf einem Plateau stehen ein paar Säulen herum und von der Zyklopenmauer ist auch nicht mehr viel zu sehen. Dafür sehen wir von oben auf die Nachbarinsel Kassos und auf einen wunderbaren Strand, wo wir gleich hinmüssen. Nach einem verspäteten Lunch trauen wir uns tatsächlich ins Meer. Es ist zwar noch ziemlich kalt, aber trotzdem sehr schön. Beim Heimfahren muss ich noch kurz ein paarmal fluchen. Wir haben uns nämlich verirrt und ich muss unser Auto auf einer schlechten Schotterstrasse und mit Hilfe des Tomtoms wieder auf die geteerte Strasse fahren. Dabei wissen wir nie genau, ob wir nicht doch plötzlich umkehren müssen. Wenigstens hat Ursula ihren Spass. Hier eine Ziege, da ein Schaf und „schau mal, da hat’s ganz viele Ziegen, jöööh, härzig!“
Samstag, 4. Mai
Heute darf Ursula entscheiden, wo wir hinfahren. Zuerst aber möchte ich unseren Whirlpool ausprobieren. Er ist ziemlich kalt, dafür bin ich dann aber wenigstens wach. Gegen Mittag ziehen Wolken auf und wir beschliessen uns die Dörfer im Inselinnern anzusehen. Da das Wetter noch hält, fahren wir zuerst an den Achata-Strand, wo sich Ursula wieder tapfer in die Wellen stürzt. Ich hatte heute schon genug Wasser und geniesse die letzten Sonnenstrahlen, bevor dunkle Wolken aufziehen. Das wird doch nicht etwa anfangen zu regnen! Noch nicht. Wir fahren zu  bzw. durch die Dörfer Aperi, Volada und Othos, nichts besonderes, nicht einmal eine Taverne hat geöffnet. Ursula möchte noch nach Stes fahren, einem kleinen idyllischen Weiler. Ja, schön ist es hier. Dann wollen wir uns noch das Openair-Bauernmuseum anschauen. Nur zwei Hühner gackern in einem Gehege, sonst sieht man gar nichts. Das hat sich ja mal wirklich gelohnt. Hühner gackern auch bei uns im Nachbargrundstück herum. Hungrig fahren wir nach Arkasa und finden zum Glück ein sehr feines Restaurant. Es gibt griechische Omelette, karpriothischen Salat und gebratene Zucchini. Und dann ist mein Glück ganz perfekt. Mit der Rechnung kommt nämlich ein riesengrosses Stück Galaktoboureko mit Engelshaar obendrauf. Zum Glück ist es Ursula zu süss, so dass ich 3/4 des Desserts bekomme! Zu Hause erwartet uns dann noch eine süsse Überraschung. Unsere Frühstückskatze präsentiert uns ihre Jungen. Sie nimmt gemütlich auf meiner Schoss Platz und säugt ihr Kleinen. Jetzt sage ich auch: „Jöööh, härzig!“
Sonntag, 5. Mai
Sturm über Karpathos. Es regnet und wir lassen uns Zeit, gehen in die Stadt und trinken Kaffee und beschliessen dann ins berühmte Dorf Olympos zu fahren. Mittlerweile hat es auch aufgehört zu regnen, nur der Sturm ist geblieben. Wir fahren also los, auf einer schmalen Strasse der steilen Küste entlang. Plötzlich steht ein Bagger vor uns auf der Strasse - Bauarbeiten, ja, auch am Sonntag arbeiten die Griechen! Zum Glück fährt er etwas auf die Seite, so dass wir vorbei fahren können. Nach etwas mehr als einer Stunde Fährt fragen wir uns, wo denn eigentlich dieses Dorf ist. Noch ein, zwei Kehren und schon sehen wir es. Am Hang wie angeklebt steht ein Haus neben dem anderen. Wir schlendern dem Weg entlang und Ursula entdeckt einen Souvenir-Laden. Drinnen allerlei Kitsch. Eine Oma häkelt an einem Tuch herum und Ursula möchte so eines haben. Die Oma ist ganz stolz und hilft Ursula, das Tuch richtig anzuziehen. Jetzt musst du es aber auch tragen, solange wir in diesem Dorf sind. Den nächsten Regenguss überstehen wir in einer Taverne, wo wir bei der Mama Salat und Nudeln mit Käse essen. Dann wagen wir uns noch einmal hinaus und kämpfen uns durch den Sturm zur Bäckerei am äussersten Ende des Dorfes. Dort gibts noch ein paar Naschereien bevor wir endgültig ins Auto zurückflüchten.
Montag, 6. Mai
Heute sind wir etwas faul. Morgens spielen wir mit den kleinen Katzis. Eines wird von seinem Bruder über die Mauer in den Garten hinuntergeschubbst und der Kleine miaut kläglich. Die Mutter kümmert sich nicht wirklich darum und so spiele ich halt mal die Retterin und hole das kleine Bündel wieder hoch. Jetzt hat es wohl den Schock fürs Leben! Anschliessend gehen wir in die Stadt zum Frühstück. Shoppen muss natürlich auch noch sein und den Nachmittag verbringen wir am Strand. Das Wetter ist wieder besser, aber leider ist der Wind zu frisch und zu stark zum Baden. Dafür gibt es abends einen Drink auf dem Balkon einer Bar und ein sehr feines Znacht.
Dienstag, 7. Mai
Unser letzter Tag auf Karpathos. Wir fahren mit unserem Auto auf die Westseite der Insel nach Lefkos, in der Hoffnung, dass es dort etwas weniger Wind hat. Aber denkste! Der Wind geht hier sogar noch stärker. Dafür sind die Wellen am Strand umso grandioser. Ins Wasser wollen wir beide nicht. Ursula, weil ihr die Strömung zu stark ist, ich weil ich es einfach zu kalt finde. Wir bleiben noch einige Zeit dort und fahren dann gemütlich wieder zurück. Auf dem Heimweg muss ich noch tanken. Da ich nicht viel Benzin brauche, tanke ich nur für fünf Euro. Es reicht trotzdem nicht. Und so muss ich noch zu einer anderen Tankstelle fahren und noch mal nachtanken. Unsere Katzis toben auf der Terrasse herum und ich werde sie wohl sehr vermissen, wenn wir morgen zurück nach Symi reisen.