Freitag, 26. April
Jetzt bin ich also da auf der Insel von der alle so schwärmen. Es sieht wirklich wie im Bilderbuch aus. Schöne farbige Häuschen, die sich vom Meer den Hang hoch
ziehen. Ich wohne auch in so einem Häuschen. Zum Glück trägt mir ein junger Grieche meinen Koffer die knapp fünfzig steilen Stufen hinauf. Ich schnaufe wie ein Ross und heiss ist mir erst...
aber die Aussicht ist wunderschön. Jetzt muss ich mir noch etwas essbares zum Znacht kaufen. Da ich etwas ausserhalb vom Zentrum wohne, muss ich zuerst mal eine Viertelstunde gehen, bis ich
zum Supermarkt komme. Aber der ist wirklich super und sehr gross. Sogar Spanakopita hat er. Das gibts heute zum Znacht. Aber jetzt erst mal auspacken, ausruhen und dann ein Bier... Übrigens
ist heute in Griechenland Karfreitag. Das wird mit lautem Geknalle gefeiert. Na dann, gute Nacht!
Samstag, 27. April
Nach einer durchgeknallten Nacht bin ich heute morgen noch etwas langsam auf den Socken. Hoffentlich wird das nächste Nacht besser! Zuerst lese ich meinen Krimi
auf dem Balkon fertig und dann gibts Honigschnitteli zum Frühstück. Dann mache ich mich auf den Weg zur Kapelle des heiligen St. Georg. Ich muss zuerst durchs Zentrum gehen. Was da schon
wieder alles los ist. Ausflugsschiffe mit Touris werden ausgeladen, am Glacéstand hat’s schon eine lange Warteschlange und immer wieder muss ich auf die Seite hüpfen, weil einer mit seinem
Mofa durch will. Wenn man aber dann fünf Minuten vom Hauptgewusel weggeht, dann herrscht plötzlich Ruhe! Ah, tut das gut. Über einen schönen Plattenweg komme ich zur Kapelle, die auf einem
Hügel liegt, lege im Schatten eine Pause ein und geniesse es einfach. Unten am Meer gibts leider nur einen Steinstrand, etwas ungemütlich zum Sitzen, aber trotzdem schön. Auf dem Rückweg sehe
ich Symi in seiner ganzen Pracht, ja, schön ist es ja schon. Zum Znacht gibts mein erstes Moussaka!
Sonntag, 28. April
Heute habe ich einen Kater, nein, keinen zum Streicheln, obwohl ein paar Streicheleinheiten meinem Kopf sicher auch gut tun würden! Wahrscheinlich habe ich
gestern beim Moussaka etwas zu tief ins Glas geschaut, oder wars doch eher das Feuerwerk um Mitternacht oder die laute Musikbeschallung bis 4:30 Uhr? Ich werde einfach langsam alt, oder bin
ich es nicht mehr gewohnt? Auf jeden Fall verziehe ich mich nach dem Oster-Frühstück wieder ins Bett und mache eine Mineralwasser-Kur. Abends bin ich dann wieder etwas besser zwäg. Einfach
diese laute Knallerei mögen mein Kopf und ich nicht! Und wir reden da nicht von kleinen Frauenfürzlis wie wir sie am 1. August ablassen, nein, es sind richtige Böller. Geht so einer los,
vibrieren die Fenster meines Häuslis bedenklich und bei einem Auto in der Nachbarschaft geht jedes Mal die Alarmanlage los! Der Schlangen-Stefan erzählt mir, dass auf Milos die Griechen
entzündete Dynamit-Stangen ins Meer werfen. Na ja, wer’s braucht... Um Mitternacht gibts noch mal ein Feuerwerk und dann habe ich einen Logenplatz auf meinem Balkon. Es gibt nämlich ein
griechisches Live-Konzert. Zwar nicke ich zwischendurch immer wieder weg, aber auf diese Art halte ich bis zum Schluss um 4:00 Uhr durch.
Montag, 29. April
Habe ich heute Nacht wunderbar geschlafen und diese Ruhe! Kein Geknalle mehr. Am Mittag fahre ich mit dem Inselbus nach Pedi, einem kleinen Fischerort quasi im
nächsten „Fjord“. Im Bus fahren drei Einheimische und sonst nur alte Briten mit. Scheint dort ein Nest zu geben. Tatsächlich ist ein Hotel am Hafen scheinbar nur mit britischen Rentnern
besetzt. Da will ich eh nicht hin. Ich habe meine Badesachen eingepackt und möchte zum Agia Marina Strand wandern. Laut Beschreibung muss ich auf einem Weg durch die Steinlandschaft hindurch
wandern. Aber wo bitte ist dieser Weg? Gut, schnell auf dem GPS nachschauen. Währenddem ich nachschaue, blökt mich eine kleine Ziege von der Seite her an. Nein, ich bin nicht dein Mami und
Milch gibts bei mir auch nicht! Weisst du wo der Weg lang geht? Mähh. Aha, du weisst es also auch nicht. Na dann, drehe ich wieder um. Auf dem gegenüberliegenden Hang sehe ich einen schönen
Weg. Der sieht doch gut aus. Ich laufe um die Bucht herum und nehme den Weg. Er führt zum Agios Nikolaos Strand. Sehr schön, da gehe ich hin. Der Strand ist wirklich toll und man hat hier
seine Ruhe und nein, ich habe mein erstes Bad im Meer noch nicht genommen. Bin eben ein Gfröhrli! Ab Pedi nehme ich abends wieder den Bus. Das ist ganz schön gemütlich...
Dienstag, 30. April
Heute ist mein vorläufig letzter Tag auf Symi. Vorläufig? Ja, denn in einer Woche komme ich schon wieder zurück und verbringe noch ein paar Tage mit meinem
Schwesterherzli hier. Nach dem Frühstück hole ich mein Fährticket ab, alles im grünen Bereich, kein Streik in Sicht. Dann schaue ich mir die Stadt noch ein bisschen genauer an. Oh, gehts da
die Treppen rauf und runter. Der Treppensteiger im Fitness ist da ein Klacks dagegen. Ich treffe auf zwei ältere, französisch sprechende Ehepaare. Die Frauen einen Kilometer hinter den Männer
am Schnaufen. Kaum haben sie zu den Männern aufgeschlossen, werden sie mit guten Ratschlägen überhäuft, wie sie den Aufstieg besser meistern könnten. Hey, Männer in solch einem Moment wollen
die Frauen bemitleidet und motiviert werden und nicht belehrt! Tatsächlich motzen die beiden wie zwei Spatzen und ich muss für mich lachen. Von zuoberst natürlich wieder ein schöner Ausblick,
das kennst du ja schon. Dann geht’s wieder runter, schliesslich muss ich noch das obligatorische Armband kaufen. Mir gefällt keines und die schöneren Läden haben geschlossen. Dann schaue ich
dann beim nächsten Mal. Ich trinke noch einen Café Frappé und schauen den Touris zu, die aufs Schiff eilen, das sie nach Rhodos zurückbringt. Die Franzosen gehören auch dazu! Zu Hause packe
ich meine Sachen zusammen und ab 22 Uhr versuche ich zu schlafen. Der Wecker ist auf 3:50 Uhr eingestellt.
Mittwoch, 1. Mai
Pünktlich um 4:55 Uhr stehe ich am Hafen und warte auf die Blue Star Patmos, die übrigens meine Lieblingsfähre ist. Sie hat mich auf meiner
letzten längeren Reise von einer trostlosen, kargen Insel gerettet. Ja, auch ich finde nicht alle Orte schön in Griechenland! Seitdem ist mir diese Fähre eben ans Herz gewachsen und ich
freue mich, mit ihr heute nach Karpathos fahren zu können. Auf Deck ist noch nicht viel los. Wir starten in der Dunkelheit und bis Rhodos wird es hell und ich sehe sogar den Sonnenaufgang
hinter den Wolken. In Rhodos haben wir eine Stunde Aufenthalt. Die meisten Leute verlassen hier das Schiff und viele Güter werden ausgeladen. Nebenan landen gerade zwei riesige
Kreuzfahrtschiffe, das wäre nichts für mich! Unten kommen zwei Taxis an und Leute steigen aus. Moment mal, die kenne ich doch. Natürlich, das sind die Franzosen von gestern! Wir laufen
pünktlich aus, aber das Schiff nimmt nicht den Kurs, den ich geplant hatte. Wo will das denn jetzt hin? Bin ich auf dem falschen Dampfer? Nein, zum Glück nicht. Wir nehmen heute einfach die
Route nördlich um die Insel, nicht wie vor einer Woche südlich herum. Ich döse ein bisschen, lese etwas und dann kommt auch schon Karpathos in Sicht.
Mittwoch, 8. Mai
Nach acht Stunden Überfahrt via Kasos, hier möchten wir lieber nicht aussteigen, weil es so kahl und einsam ist und Rhodos, hier wollen wir auch nicht
aussteigen, weil es zu voll ist, sind wir wieder in Symi gelandet. Der schöne Geórgios holt uns vom Hafen ab und wir sind sehr froh darüber. Wir sind müde und wir haben Hunger. Unter
Tamarisken sitzend bekocht uns Geórgios mit griechischem Salat und Spaghetti mit selbstgemachter Tomatensauce.
Donnerstag, 9. Mai
Nach einer Nacht mit vielen Mücken und Landseegang spazieren wir zum Hafen von Symi. Dort leihen wir uns ein Töfftöff aus. Die Vermieterin ist zuerst ein wenig
skeptisch, ob wir das Teil auch wirklich fahren können, aber Ursula versichert ihr glaubhaft, dass es nicht das erste Mal ist, dass wir damit fahren. Stimmt ja auch. Auf Santorini haben wir
auch schon die Insel damit erkundet. Nach anfänglichen Aufsteigschwierigkeiten fährt uns Ursula nun quer über die Insel zum Kloster Panormitis. Die Fahrt ist super und zeigt Symi auch von
seiner ruhigen Seite. Die Insel ist in der Mitte nicht so kahl wie der Rest, sondern es gibt viele Kiefern, die herrlich duften. Beim Kloster angekommen sind wir sehr erstaunt. Wir sind fast
alleine. Das Kloster wird als Sightseeing-Point auf Symi schlechthin angepriesen. Na ja, lieber so als anders. Wir spazieren noch zum Leuchtturm und anschliessend essen wir Mezedes in einer
Taverne. Da kommt ein Schiff und legt an und heraus strömen die Touris, dass wir schon wieder staunen müssen. Beim Zurückfahren wird’s schon langsam kühl, aber wir trinken trotzdem im Hotel
noch einen Gin-Tonic à la Symi, den wir selbst kreiert haben. Man nehme rosa Gin und eine gefrorene Flasche Schweppes. Man schneide die Flasche auf und fülle das Toniceis in zwei Gläser. Dann
kommt der Gin dazu und Prost! Wahrscheinlich hat Ursula zu viel Gin-Tonic getrunken, denn sie bestellt sich zum Znacht einen heissen Tee und wir essen Bohnensuppe zur Vorspeise. Dann macht
meine arme Schwester die schlechteste Essenserfahrung ihres Lebens. Sie bestellt sich Ziege und der erste Bissen ist gleich auch der letzte! Dann nimmt
sie lieber nur Brot und Käse.
Freitag, 10. Mai
Morgens packen wir unsere Siebensachen zusammen und Geórgios bringt unser Gepäck zum Hafen. Wir nehmen den Töfftöff und bringen ihn zur Vermieterin zurück. Guck
mal, er ist noch ganz und Beule hat er auch keine! Mit dem Schnellschiff geht es nun Richtung Kos, immer der türkischen Küste entlang, die
zum Greifen nahe ist.